Als ich Letter Quest: Grimms Journey das erste Mal auf Steam entdeckte, wusste ich sofort, dass dieses Spiel nur für mich gemacht sein musste: Man steuert einen kleinen Grimm Reaper auf der Suche nach Pizza durch unzählige Dungeons, indem man den weniger gruseligen Monstern so viele Worte wie möglich um die Ohren haut! Check.
Letter Quest: Grimm’s Journey Remastered
Genre: Typing, Spelling, rundenbasiert, Gelegenheitsspiele
Plattform: PC, PlayStation 4, Xbox One, Android, Microsoft Windows, iOS
Erscheinungsdatum: 6. August 2015
Entwickler: Bacon Bandit Games
Publisher: Digerati Distribution
Sprache: Englisch [Ton & Schrift]
Preis: 7,99€ [PC], 9,99€ [Konsole]
Story
Wer gut aufgepasst hat, der weiß jetzt schon, dass hinter der Story von Letter Quest: Grimm’s Journey Remastered nichts wahnsinnig Tolles stecken kann. Dies muss nicht die Regel sein: Es gibt durchaus Gelegenheitsspiele mit einer schönen, packenden Story – und dann gibt es eben Letter Quest. Der kleine Grimm Reaper Grimm bekommt eines Abends Lust auf eine richtig schöne Pizza. Also checkt er kurzerhand sein Smartphone nach dem nächst gelegenen Pizza-Bäcker und macht sich auf den Weg. Doch es ist bereits Nacht und bald fällt ihm auf, dass der Weg nicht halb so unbeschwert wird, wie er sich das vorstellt. Tatsächlich landet er plötzlich in den seltsamsten Umgebungen: Dungeons, Friedhöfe – das volle Programm. Wenn der Weg schon so aussieht, was erwartet ihn dann erst am Ziel?

© Bacon Bandit Games
Auf in den Kampf
Das Gameplay von Letter Quest: Grimm’s Journey gestaltet sich zwar ähnlich simpel wie seine Story, dafür aber alles andere als einfach. Was ich damit meine: Die Grundprinzipien des Spiels sind schnell erlernt und immer wieder anwendbar, während der steigende Schwierigkeitsgrad ein schnelles Vorankommen geradezu unmöglich macht. Der Weg zur Pizza ist so gefährlich, dass man sich fragt, ob der kleine Grimm tatsächlich so verzweifelt ist.
Im Grunde funktioniert das Spiel so: Werden wir auf dem Weg (bzw. in einem Level) von einem Monster angegriffen, setzen wir uns mit unserer Todessichel zur Wehr. Dabei müssen wir mithilfe der im unteren Abschnitt des Bildschirms angegebenen Buchstaben jede Runde möglichst lange Worte bilden, um entsprechenden Schaden mit der Sichel zu verursachen. Da das Spiel komplett auf Englisch ist, stellt sich dieser Umstand als nicht immer leicht heraus. Erschwert wird es dann noch, wenn die Gegner anfangen, Spezialattacken auf uns zu wirken, die unsere verfügbaren Buchstaben auf die ein oder andere Weise korrumpieren.

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So zum Bespiel durch die oben gezeigten roten „verseuchten“ Felder: Diese geben ihre Seuche jede Runde an einen anderen, benachbarten Buchstaben weiter. Anhand der Zahl in der linken unteren Ecke des Buchstabens sehen wir, wie lange die Seuche auf dem jeweiligen Feld bleibt, bevor es wieder in den Normalzustand zurückkehrt. Ist ein Feld verseucht, fällt der betreffende Schaden, der durch die Verwendung des Buchstabens verursacht worden wäre, weg. Dadurch, dass sich die Seuche aber sehr schnell ausbreitet, werden wir gezwungen diese „toten“ Buchstaben schnellst möglich zu verwenden, um sie loszuwerden.
In der rechten Ecke des Buchstabens sehen wir 1-3 Punkte abgebildet: 1 Punkt = Bronze, 2 Punkte = Silber, 3 Punkte = Gold. Diese Angaben stellen die Seltenheit und den Wert eines Buchstabens dar – und solltet ihr versuchen, mit einem Goldbuchstaben ein Wort zu bilden, werdet ihr schnell feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Besonders ärgerlich ist es, wenn euch ein Wort wie beispielsweise „Joy“ einfällt und dann einer (oder mehr) der Buchstaben mit Seuche befallen ist.

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Neben Seuche gibt es noch ein paar weitere Spezialeffekte, die auf eure Buchtaben wirken können: Gift führt dazu, dass ihr jedesmal Schaden bekommt, wenn ihr einen vergifteten Buchstaben verwendet. Stein verhindert euren Zugriff auf ihn. Wirbelwind verändert jede Runde, welcher Buchstabe in dem Feld verfügbar ist. Das „Ufo“ multipliziert euren Buchstaben jede Runde exponenziell, sodass ihr nach wenigen Runden nur noch einen einzigen Buchstaben zur Auswahl habt, wenn ihr es nicht schnell los werdet. Stacheln führen beim Auswählen des Buchstabens zu Schaden. Etc.
Solltet ihr einmal keine Optionen mehr finden, könnt ihr auf das große Wechsel-Symbol auf der linken Seite klicken. Damit werden alle Buchstaben erneuert, die keinem Spezialeffekt unterliegen. Darunter findet ihr eure Heiltränke, die ihr Weise einsetzen solltet – und einen Trank, der alle Spezialeffekte von Buchstaben entfernt. Bedenkt, dass ihr diese nur so oft einsetzen könnt, wie ihr sie besitzt und sie immer wieder neu auffüllen müsst.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Mit jedem abgeschlossenen Level erhalten wir Edelsteine, die unserem Konto gut geschrieben werden. Zusätzliche Edelsteine können wir verdienen, indem wir Quests absolvieren. Diese sind immer aktiv und werden automatisch durch neue ersetzt, sobald sie erfüllt wurden. Wenn zum Beispiel gefragt wird „Defeat 4 Monsters in a Single Game“, dann läuft das Quest-Absolvieren ganz von selbst.

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Im Store können wir dann mit unseren erworbenen Edelsteinen Verbesserungen für unseren Grimm einkaufen. Leben, Schaden, Abwehr und Ausweichen sind dabei sozusagen die Standard-Werte. Edelstein-Funde, Effektivität von Schilden, Heilung aus Heiltränken und Anzahl der Heiltränke lassen sich ebenfalls verbessern. Kaufen wir eine Stufe in einer der genannten Verbesserungen, wird die nächste Stufe um einiges teurer, sodass das Upgraden mit der Zeit stagniert. Unter „Weapons“ können wir uns neue Waffen mit passiven Effekten kaufen und diese ebenso verbessern wie den Rest unserer Werte.
„Books“ geben uns nochmals passive Fähigkeiten dazu, je nachdem welches Buch wir ausgerüstet haben. Zu Beginn können wir nur ein Buch tragen, später können wir bis zu 3 Büchern mit uns führen. Diese leveln mit jedem Level, das wir mit Grimm bestreiten, egal ob wir es abschließen oder nicht – und mit der Zeit steigen die Bücher dann in Stufen auf, was ihre Werte nochmals wesentlich stärkt.

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Potions sind Heiltränke oder Tränke, die unsere Buchstaben von nervigen Debuffs befreien. Hier sollten wir immer einkaufen, wenn wir keine Tränke mehr bei uns haben. Das kann Leben retten! Unter „Special“ können wir mit unseren Edelsteinen beispielsweise die Lebensleisten unserer Gegner sichtbar machen oder andere nützliche Dinge einkaufen.
Dann gibt es noch die Möglichkeit, das Spiel zu customizen, indem wir entweder einen anderen Helden einkaufen (es gibt noch eine spielbare weibliche Heldin) oder unsere Buchstabenplättchen mit einem neuen Design ausstatten. All diese Optionen sollten jedoch zweitrangig sein – es ist so schon schwer genug, Edelsteine zu sammeln, um seinen Grimm zu verbessern bzw. immer die richtigen Potions bei der Hand zu haben.
Übrigens gibt uns das Spiel manchmal auch innerhalb eines Levels die Möglichkeit, den Händler aufzusuchen. Dann jedoch mit einem wesentlich eingeschränkteren Sortiment.
Immer noch zu leicht?
In Letter Quest: Grimm’s Journey Remastered kämpfen wir uns, ähnlich wie in anderen mobilen Games, durch sogenannte Stages. Diese Stages sind mit vier Sternen bezeichnet. Diese Sterne geben dabei nicht, wie gewohnt, an wie gut wir im jeweiligen Level abgeschnitten haben, sondern bilden jeder für sich ein andere, schwerere Version des selben Levels. Während wir das Level, um den ersten Stern zu bekommen, ganz normal schaffen müssen, gibt es für den zweiten Stern beispielsweise ein bestimmtes Zeitlimit. Mit dem dritten Stern werden die Monster entweder stärker oder sie bekommen Eigenschaften dazu wie z.B. „Bekommt nur Schaden durch Worte mit 4 Buchstaben“. Der vierte und letzte Stern bildet den „Hardmode“ eines jeden Levels und ist auf jeden Fall mit Vorsicht zu genießen.

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Leider wird die Edelstein-Belohnung mit steigendem Schwierigkeitsgrad nicht höher, sodass es mit der immer schwieriger wird, die steigenden Kosten der Verbesserungen zu decken. Wir sind also darauf angewiesen, in allen Leveln alle Sterne zu machen, um für ein neues Level gewappnet zu sein. Das ist auf jeden Fall keine schlechte Sache: Da das Gameplay sich sowieso immer nur minimal ändert, bleiben die Stages alles ähnlich interessant.
Wertung
Hier ist auch schon der Knackpunkt des Spiels: Trotz der vielen verschiedenen Levels und steigenden Herausforderung fühlt sich das bestreiten des Spiels doch immer irgendwie gleich an. Hat man einen schwierigen Boss besiegt, winkt gleich der nächste, ohne, dass man sich großartig belohnt fühlt. Mit der Zeit erwischt man sich sogar dabei, immer und immer wieder die selben Worte zu tippen, von denen man weiß, dass sie sich bewehrt haben. Auch die Monster verändern sich nicht wirklich – Fisch, kleiner Blob, großer Blob, Fisch – und sorgen dafür auch nicht gerade für Abwechslung. Und die wirklich dröge Story, die alle 15 Level ein neues Bild zur Comic Reihe hinzufügt, bringt keinen Drive auf, um den Spieler am Ball zu halten. Warum also trotzdem spielen? Wer hinter Letter Quest: Grimm’s Journey Remastered ein abendfüllendes Meisterwerk multimedialer Unterhaltung erwartet, der wird hier, wie bereits wohl recht deutlich, nicht fündig werden. Wer allerdings zeitvertreibende Gelegenheitsspiele mit Wortspielen gut leiden kann, der kann bei den 7 Euro, die das Spiel kostet, wirklich nichts falsch machen (vorausgesetzt, man beherrscht etwas Englisch). Die abwechslungsreichen Spezialattacken der Gegner, die einem manchmal so richtig den Lauf verderben, bringen einen ganz eigenen Flair in das Buchstaben-Jonglieren. Plötzlich fühlt man sich unter Druck, knobelt und kniffelt um das richtige Wort und merkt dabei gar nicht, wie die Zeit verstreicht. Außerdem kann der langsame Fortschritt auch merkwürdig motivierend sein: Man überlegt sich jede Verbesserung vor dem Kauf gleich 3 Mal und weiß sie im Nachhinein auf jeden Fall zu schätzen. Für mich war gerade das Gefühl, meinen Grimm möglichst stark ausbauen zu wollen, entscheidend für den Spielspaß. Und die entzückenden Artworks haben ihren Teil dazu getan.
Wertung: 69%
METACRITIC: 73%
+ einfaches, spaßiges Gameplay
+ herausfordernde Level
+ mehrere Schwierigkeitsgrade pro Level
+ abwechslungsreiche Monster-Fähigkeiten und Level
+ äußerst kurzweilig
+ entzückendes Art-Design
– langsamer Spielfortschritt
– Story für die Tonne
– nervtötender Soundtrack
– repetitiver Spielablauf
– nicht langfristig motivierend
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