Dieses Jahr feiert das Harvest Moon Franchise, das inzwischen Story of Seasons heißt, sein 20-jähriges Jubiläum mit einem brandneuen Teil exklusiv für den Nintendo 3DS. Story of Seasons: Trio of Towns ist eine kunterbunte Fantasy-Farming-Simulation, die süchtig machen kann, solange man etwas Geduld und Zeit mitbringt.
Story of Seasons: Trio of Towns

© MARVELLOUS!, Nintendo
Genre: Rollenspiel, Simulation
Plattform: Nintendo 3DS
Erscheinungsdatum: 13. Oktober 2017
Entwickler: MARVELOUS!
Publisher: MARVELOUS!, Nintendo
Preis: 39,99€
Der Aufbruch
Wie das bei Simulationen meistens der Fall ist, bleibt die Story relativ klein, um dem Spieler die Möglichkeit zu geben, eine ganz eigene Geschichte hervorzubringen. Zu Beginn erschaffen wir uns einen Charakter, ganz nach unseren Vorlieben. Es gibt zwar nur ein paar wenige Auswahlmöglichkeiten, seinen Charakter zu individualisieren, doch die gegebenen sind für den Anfang definitiv ausreichend: Geschlecht, Haut-, Haar- und Augenfarbe und die Gesichtsform lassen sich nach belieben verändern, spätere Optionen wie neue Frisuren oder Kleidung schalten wir schließlich im späteren Spielverlauf noch ausreichend frei. In der Introsequenz lernen wir unsere neue Familie kennen und werden dabei gleich vor eine große Veränderung gesetzt: Aufgrund seiner Job-Situation versucht unser strenger Vater, ganz das Familienoberhaupt, der Familie beizubringen, dass ein Umzug ins Haus steht. Eine Versetzung steht an und wir müssen unser gerade neu erobertes, trautes Heim verlassen und in eine fremde Stadt umziehen.

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Doch wir entscheiden anders: Wir sind alt genug, um alleine zu wohnen, und wir haben schon seit geraumer Zeit einen Traum – wir wollen Farmer/in werden. Kurzerhand steht unsere Entscheidung fest. Wir ziehen nicht mit der Familie in eine fremde Einöde, wir gründen unseren eigenen Bauernhof. Vater ist davon alles andere als begeistert, lässt uns aber ziehen, nachdem er sich von unserer Entschlossenheit überzeugt hat. Sein Bruder, Onkel Frank, wohnt in Westown und hat berichtet, dass eine alte verfallene Farm leersteht, in die wir problemlos einziehen können. Auch wenn das bedeutet, dass wir hart arbeiten müssen, um unseren Bauernhof wieder auf Vordermann zu bringen. Ganz ohne Eigenkapital stellt sich das aber sehr schnell als nicht allzu leicht heraus…
Jeder fängt mal klein an
Es folgt eine Reihe zum Teil sehr langer Tutorials, in denen uns der liebe Onkel Frank die Grundlagen des Farmlebens erklärt. Viele Dinge, die bereits dem unerfahrensten Spieler bereits nach kurzem Rumprobieren relativ klar sein sollten, werden überraschend lang und breit erklärt: Wie man mit wenigen Klicks sein Feld bestellt und wässert oder seine Tiere pflegt, etc. Das Gameplay erweist sich schnell als sehr intuitiv und einfach zu verstehen: Über das Inventar oder die Schnellzugriffs-Leiste lassen sich Werkzeuge oder Items wie Pflanzensamen in die Hand nehmen und durch das Drücken bzw. gedrückt Halten des A-Knopfes entsprechend verwenden. Doch die Tutorials hören, besonders im ersten Jahr, lange nicht auf. Da bestimmte Features erst im Laufe des Spiels freigeschaltet werden, kommt es vor, dass wir beinahe jeden neuen Morgen von einem Tutorial geweckt werden, dass uns zwar hilft, aber wesentliche Spielzeit raubt. Auch hatte ich gerade im Midgame das Gefühl, etwas verloren zu sein. Probleme wie „Wie bekomme ich die störenden Bäume und Felsen von meiner Farm, um diese erweitern zu können?“ oder „Wie kann ich mein Feld von verdorrten Pflanzen befreien“ stellten mich vor ein Problem, das in keinem der Tutorials ausreichend erklärt wurde.
Während wir mit der Hacke unser Feld umpflügen, können wir es mit der Gießkanne wässern, manche Feldfrüchte lassen sich mit der Sichel ernten, etc. Mit der Bürste können wir unsere Tiere pflegen, mit der Mistgabel ihren Stall sauberhalten und mit der Melkmaschine unsere Kuh melken. Doch so einfach die Zusammenhänge zu verstehen sind, umso schwerer ist es, sie effizient in unseren neuen Tagesablauf als Farmer einzubringen: Jede Handlung, ob pflügen, gießen, bürsten oder melken, kostet unseren Charakter Energie – und das gar nicht mal wenig. Bald stellen wir fest, dass wir, wenn wir unser Feld gepflügt und unsere Saat gesät haben, keine Energie (diese wird am linken oberen Bildschirmrand in Form von Herzen angezeigt) mehr übrig ist, um die Felder auch mit der Gießkanne zu bewässern…
Dies liegt daran, dass jedes Werkzeug eigene Werte besitzt, die den Umgang mit ihn beeinflussen. Je weniger Punkte ein Werkzeug in Gewicht hat, desto mehr Energie wird es brauchen, damit zu arbeiten. Je weniger Punkte in der Leistung stecken, desto langsamer geht die Arbeit voran. Die Fläche beeinflusst den Radius, in dem das Werkzeug arbeitet.
Zum Glück lassen sich all diese Werkzeug-Eigenschaften im Verlauf des Spiels aufwerten, auch wenn dies nicht nur mühsam sondern auch kostspielig ist. Solange wir also keine Möglichkeit haben, unsere Einsteiger-Werkzeuge zu verbessern, müssen wir mit unserer Energie gut haushalten. Zum Glück gibt uns Frank zu diesem Zweck gleich zu Anfang ein paar Kartoffelbrote mit, mit denen wir unsere Energie wieder auffüllen können.
Fällt unsere Energie nämlich auf null, fallen wir in Ohnmacht und wir wachen am nächsten Tag im Krankenzimmer unseres Arztes auf – und alle unverrichteten Dinge des letzten Tages bleiben unverrichtet. Leider sind die Kartoffelbrote von Onkel Frank schon sehr bald aufgebraucht, sodass wir uns nach alternativen Energiequellen umsehen müssen. Die günstigste Mahlzeit im Restaurant kostet jedoch happige 500 Goldmünzen, was gerade für den Anfang äußerst viel ist. Bis wir unser Haus aufgewertet haben und eine Küche besitzen, um selbst Nahrung herzustellen, dauert es einige Spielzeit und selbst dann benötigen wir noch die passenden Zutaten. Der Energie-Haushalt im Spiel ist eines der kniffligsten, zum Teil auch frustrierendsten Features im Spiel. Je weiter man im Spiel voranschreitet, desto mehr gibt es täglich zu tun, und sind es nicht fehlende Materialien, die einem vom Weiterkommen abhalten, so ist es die fehlende Energie.

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Die drei Städte
Wie der Titel des Spiels bereits vermuten lässt, geht es in Story of Seasons: Trio of Towns nicht nur, um das Aufbauen einer eigenen Farm – ein wesentliches Feature sind auch die drei Städte, mit denen man sich kontinuierlich im Austausch befindet: Das amerikanisch angehauchte Westown mit Cowboy-Flair, das hawaiisch anmutende Lulukoko mit karibischem Strand-Feeling und das traditionell japanische Dörfchen Tsuyukusa. Die drei Städte unterscheiden sich nicht nur in ihrem Setting, der verfügbaren Items auf dem jeweiligen Marktplatz und der unterschiedlichen Quests, sondern weisen auch eigene NPCs und Charaktere auf, mit denen man täglich interagiert.

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Gerade zu Beginn des Spiels müssen wir, wenn unsere Feldfrüchte mehrere Tage brauchen um zu reifen, zunächst eine andere Geldquelle finden als das Verkaufen unserer Erträge. Eine Möglichkeit bietet da die Agentur für Teilzeitjobs, die uns jeden Tag aufs Neue kleine Nebenaufgaben bietet, die uns für relativ wenig Aufwand einen gewissen Betrag an Goldmünzen einbringt. Holzhacken, Unkraut jäten, Felder ernten oder Post austragen sind immer wiederkehrende Aufgaben, die zwar wenig Zeit in Anspruch nehmen, dafür aber, je länger man spielt, irgendwann repetitiv und langweilig werden. In den meisten Fällen beinhalten die Quests nicht viel mehr, als sich vor (oder auf) ein besagtes Item zu Stellen, beispielsweise ein Feld oder einen Baumstumpf zum Hacken von Holz, und A zu drücken, bis die Arbeit getan ist.
Die Teilzeitjobs kosten dabei zum Glück keine Energie, sodass man sie getrost auch dann machen kann, wenn der Charakter bereits kurz vorm Umfallen steht. Auch kosten sie alle (bis auf das Post Austragen) nur 1 Stunde unserer heiligen Tageszeit, sodass sie gut zwischengeschoben werden können, wenn wir auf eine bestimmte Uhrzeit warten (zum Beispiel, um Ladenzeit-Öffnungen schneller herbeizuführen). Je nachdem wie schnell man war, wie oft man einen Teilzeitjob bei einer Kundin oder einem Kunden wiederholt hat (und dadurch Sympathie gesammelt hat) winkt außerdem in der Regel noch ein hübsches Trinkgeld oben drauf. Je mehr Teilzeitjobs wir für einen Bewohner einer gewissen Stadt erledigen, desto mehr Ruf erhalten wir für seine jeweilige Stadt. Es gibt unterschiedliche Rufstufen (E, D, C, B, A), die bei Erreichen jeweils verschiedene Areale der Stadt freischalten oder die Bestände der ansässigen Händler vergrößert bzw. verbessert.
Zusammen ist man weniger allein
Ein großes Feature, dass bereits aus anderen Vertretern der Harvest Moon Reihe (oder beispielsweise Stardew Valley) bekannt ist, ist das Heiraten. Insgesamt gibt es 7 männliche und 6 weibliche Heiratskandidaten bzw. Kandidatinnen, mit denen eine Ehe möglich ist. Habt ihr euch für jemanden entschieden (leider könnt ihr euch nur für jemanden entscheiden, der dem gegensätzlichen Geschlecht eures Charakters entspricht), ist es an der Zeit, euch mit dem Glücklichen bzw. der Glücklichen anzufreunden. Einen guten Überblick, wie die Person zu euch steht, bietet eine kleine Blume am linken oberen Rand des Textfeldes, wenn ihr mit der Person im Dialog steht. Eine weiße Blume bedeutet, dass euch die Person noch nicht gut kennt. Ab dann gibt es viele verschiedene Abstufungen, die sich ungefähr so zusammenfassen lassen: Dunkelgrün bedeutet, ihr seit in einer sehr engen Freundschaft; Dunkelrot spricht für eine tiefe Liebe und schaltet schließlich die Ehe frei. Bezüglich Freundschaft und Zuneigung werde ich in den kommenden Tagen noch einen ausführlichen Guide zur Verfügung stellen.

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Da ihr die heiratsfähigen Junggesellen und Junggesellinnen nicht alle auf einmal kennen lernt, rate ich euch, bis zum 1. Herbsttag zu warten, ehe ihr euch entscheidet (oder ihr schaut in meinen Guide). Dann habt ihr definitv alle freigeschaltet. Die Freundschaft zu euren Liebsten erhöht ihr übrigens, indem ihr sie mit Geschenken beglückt, die ihnen gefallen, und bei bestimmten Events wie dem Blumenevent oder dem Freundschafts/Liebesevent die richtigen Antworten gebt. Jeder Charakter besitzt Dinge, die er besonders gern mag – das kann eine Frucht sein, ein Accessoire oder eine Speise, und mit der ihr besonders viele Freundschaftspunkte sammelt. Der Weg zur Liebe ist mühsam und steinig, doch er ist es definitiv wert. Denn euer Schatz ist nicht nur hübsch anzusehen, er hilft euch später auch beim Sammeln diverser Gegenstände, leistet euch Gesellschaft bei den täglichen Mahlzeiten und es wird auch möglich sein, mit ihm ein Kind zu bekommen. Hier wird Story of Seasons mehr als nur eine Farm-Simulation und das ist auch gut so. Die Interaktion mit den Charakteren macht das Spiel aus und erhöht die emotionale Bindung des Spielers zu der Welt, was für einen gewissen Suchtfaktor sorgt.
Wertung
Story of Seasons: Trio of Towns macht es dem Spieler alles andere als einfach, das zu erreichen, was er gerne möchte: Oftmals ist viel Arbeit, viel Geduld, viel Geld oder viel Zeit von Nöten, um die Ziele zu erreichen, die man sich im Spielverlauf setzt. Sein Haus zu erweitern, die Werkzeuge aufzurüsten, Feldfrüchte und Tiere züchten und dann verkaufen, das alles dauert und kostet Ressourcen, auf die man tagtäglich hinarbeiten muss (und dabei seinen Energiehaushalt im Blick haben sollte). Man verbringt also viel Zeit damit, seine Farm immer auf die gleiche Weise zu versorgen, immer wieder rotierende aber immer gleiche Teilzeitjobs zu machen, etc. um langsam aber sicher voranzukommen. Das könnte (logischerweise) manchmal etwas eintönig werden – überraschenderweise tut es das nicht. Da das Spiel einem immer neue Ziele bietet, die auf kurz oder lang zu erreichen sind, wird der Spieler stets motiviert, am Ball zu bleiben. Außerdem versteht sich das Spiel wunderbar darauf, ein bestimmtes Pacing zu halten, d.h. immer dann, wenn das Spiel droht, repetitiv und eintönig zu werden, werden ein Event, ein weiterer Stadt- bzw- Farm-Fortschritt, eine neue Quest oder ein neuer Charakter freigeschaltet, sodass der Spieler wieder neue Anreize bekommt und Langeweile nur selten aufkommt.
Im Gegenteil: Der Tagesrhythmus, die Charaktere und die verschiedenen Aufgaben, die zu bewältigen sind, verursachen einen seltsamen Sog, sodass man seine Konsole kaum weglegen möchte (Nur noch kurz die Ernte abwarten!). Geduld und Frustrationsimmunität sollte man dennoch mitbringen, denn oftmals geht es im Farmfortschritt wirklich nur sehr zäh und langsam voran. Einen Felsen mit unaufgewerteten Werkzeugen abzubauen dauert beispielsweise Tage, aber das Aufwerten der Gegenstände ist teuer und braucht viele teure Materialien, die man sich erst teuer kaufen und langwierig erfarmen muss. Ebenso ist es mit dem Kochen. Und dem Anbandeln mit den Charakteren. Nichts wird einem geschenkt, alles will hart erarbeitet werden. Für die einen kann das langfristig motivierend wirken, anderen könnte die Geduld und die Zeit fehlen, sich dauerhaft mit dem sich stets wiederholenden Ablauf des Spiels auseinanderzusetzen, bis das Farmleben richtig ins Rollen kommt.
Wertung: 87%
METACRITIC: 74%
+ einfaches, spaßiges Gameplay
+ herausfordernde Tagesablaufsplanung/Verwaltung
+ niedliches, buntes Artdesign
+ viele Tiere u. Feldfrüchte für die Farm
+ 11 verschiedene HeiratskandidatInnen
+ stets neue Anreize, neu eingeführte Features
+ langfristig motivierend
– zu viele Tutorials
– fehlende Tutorials zu wichtigen Mid-/Endgame-Fragen
– frustrierend langsamer Spiel-Fortschritt
– zum Teil repetitiver Tagesablauf
– Energiehaushalt sehr einschränkend
Hier gehts zum Spiel!
Ich danke dem Team von NINTENDO für die Möglichkeit, Fire Emblem Warriors offiziell testen zu dürfen!
Kategorien:Games Review, RPG, Simulation