Games Review

[Review] Holy Potatoes! A Weapon Shop?! – Wirtschaftssimulation mit Suchtfaktor!

Als ich Holy Potatoes! A Weapon Shop?! das erste Mal auf Steam sah, wollte ich erst meinen Augen nicht trauen – Sollte es wirklich ein Spiel mit so einem Namen geben? Auf den zweiten Blick musste ich feststellen, dass sich hinter dem lustigen Namen nicht nur ein sehr humorvolles Spiel sondern auch eine ganz pfiffige Simulation für Zwischendurch steckte.

Holy Potatoes! A Weapon Shop?!

Genre: Indie, Simulation, Gelegenheitsspiel
Plattform
: PC (Steam)
Erscheinungsdatum: 13. Juli 2015
Entwickler: Daylight Studios
Publisher: Daedalic Entertainment, Daylight Studios
Spielzeit bisher: ca. 14,5 Stunden
Preis: 14,99€

Hier geht’s zum Spiel…

Die Story

Bevor wir unsere Karriere als Waffenschmied in Angriff nehmen können, lernen wir unseren Avatar kennen: Patata, die junge, unerfahrene Kartoffel. Ja… Kartoffel. In unserem Universum gibt es nämlich keine Menschen, sondern bloß Kartoffeln. Als Patata (dem wir übrigens einen neuen Namen geben können, wenn wir möchten) finden wir schließlich heraus, das unser Großvater gestorben ist und uns eine Waffenschmiede für Abenteurer vermacht hat, die wir nun übernehmen müssen. In unserer kleinen, bescheidenen Schmiede angekommen, treffen wir jedoch auf den zwielichtigen Agent 46, der behauptet, unser Großvater hätte ihm Geld geschuldet und deshalb stünde ihm ein Teil er Einnahmen zu. Uns bleibt nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen, denn ohne seine Hilfe sind wir als Waffenschmied noch zu unerfahren, um den Laden allein durchzubringen … und außerdem können wir ihm nicht das Gegenteil beweisen. Es gilt also, im Laufe der Zeit einen schwungvollen Betrieb auf die Beine zu stellen, mit dem wir uns selbst versorgen und unsere Schulden bei Agent 46 abbezahlen können.

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© Daylight Studios

Die Schmiede

Damit wir überhaupt Waffen herstellen können, brauchen wir zu allererst ein paar Schmiede, die uns dabei helfen. Ein einziger Schmied reicht nämlich nicht aus, um eine Waffe für Abenteurer mit allen Notwendigen Statuswerten auszustatten. Von denen gibt es insgesamt 4 Stück: Angriff, Geschwindigkeit, Genauigkeit und Magie. Für jeden dieser Werte gibt es in der Schmiede einen eigenen Arbeitsplatz, der mit einem oder mehreren Schmieden ausgestattet werden muss, damit die produzierte Waffe überhaupt Punkte in einem der jeweiligen Werte erhält. Je nachdem wie erfahren der Schmied an seinem Arbeitsplatz ist, fällt der Bonus auf den Wert der Waffe größer aus. Stecken wir einen Schmied, der eigentlich auf Magie spezialisiert ist, in die Ecke für Geschwindigkeit, wird die Waffe nicht halb so viele Punkte in Geschwindigkeit bekommen, als hätten wir einen Schmied mit den richtigen Fähigkeiten eingesetzt. Doch zum Glück sind unsere Angestellten lernfähig und je nachdem, wie lange wir sie in einer Abteilung der Schmiede arbeiten lassen, erhöht sich ihr Bonus auf diesen wert proportional zu ihrer Erfahrung. Das klingt im ersten Moment vielleicht kompliziert, ist aber schnell begriffen, wenn man mal drin steckt.

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© Daylight Studios

Abhängig von ihrer Erfahrung und Spezialisierung können unsere Schmiede im Verlauf des Spiels mithilfe eines Skillbaums ausgebildet werden. Um die höchste Erfahrungsstufe zu erlangen ist es notwendig, dass sie in mindestens 2 der 4 Disziplinen spezialisiert sind. Es macht also Sinn, ihre Position in der Schmiede häufiger mal zu wechseln, auch wenn sie anfangs noch unerfahren sind und nicht so viele Boni in ihrem zugewiesenen Wert hergeben. Zum Glück geht das Wechseln ganz einfach mit nur einem einzigen Klick – aber Achtung, mit mehr als 4 Schmieden wird es manchmal etwas schwierig, die Spezialisierungen der Schmiede im Kopf zu behalten, sodass man sich dann immer wieder durch ihre Statusanzeigen klicken muss.

Mit der Zeit erhaltet ihr die Möglichkeit, eure Schmiede zu vergrößern, neue Schmiede einzukaufen, die Schmiede-Abteilungen aufzuwerten und das Interior eurer Schmiede zu verbessern, sodass ihr nochmal zusätzlich einen Boost auf bestimmte Statuswerte erhaltet.

Das Schmieden 

Haben wir an jeder notwendigen Position einen Schmied, geht es darum, eine Waffe auszuwählen, die geschmiedet werden soll. Hier zählt Angebot und Nachfrage. Indem wir auf das Planetensymbol klicken gelangen wir zur Weltenansicht. Dort erfahren wir mit einem Klick auf die uns frei zugängliche Stadt, welche Helden sich vor Ort befinden, welche Waffen und welche Werte sie bevorzugen. Meist gibt es 4 unterschiedliche Heldentypen zu bedienen, die alle unterschiedliche Präferenzen haben. Es lohnt sich, hier Stift und Papier zu zücken, möchte man den größten Profit erzielen. Je passender eine Waffe auf die Bedürfnisse eines Helden zugeschnitten ist, desto größer wird der Preis sein, den sie zu zahlen bereit sind. Der Kunde ist König, meine Damen und Herren.

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© Daylight Studios

Beim Schmieden selbst gibt es nicht allzu viel zu beachten. Ihr wählt die Waffe aus, die ihr Schmieden möchtet – zum Beispiel einen Bogen – und überlegt euch, welchen Hauptwert eure Waffe haben soll. Für einen Bogen bieten sich Geschwindigkeit oder Genauigkeit an, orientiert euch da am besten an dem, was ihr bei eurer Zielgruppen-Recherche in der Stadt herausgefunden habt. Zu Beginn des Schmiedeprozesses erhaltet ihr einmal die Möglichkeit, einen Wert mit einem einmaligen Boost zu erhöhen. Wählt also den Wert, den ihr als Hauptwert erkoren habt, und boostet ihn. Dann geht alles von selbst. Je nachdem, wie gut eure Schmiede in ihrer Disziplin sind, erhält die Waffe im Sekundentakt Werte plus dazu. Jede Waffe hat eine eigene Zeit, die sie zum Schmieden benötigt. Ist diese abgelaufen, endet das Hinzuaddieren von Werten und die Waffe ist fertig. Dann könnt ihr eine Verzauberung zur Waffe hinzufügen, solltet ihr eine im Inventar haben.

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© Daylight Studios

Erforschen und Verkaufen

Eure Schmiede sind jedoch für mehr verantwortlich, als nur das Schmieden: Sie müssen ihre Waffen auch verkaufen. Und sie müssen die passenden Materialien heranschaffen, die für das Schmieden der Waffen notwendig sind; dafür müssen sie die Welten erforschen, die ihr mit der Zeit freispielen könnt. Aus diesem Grund können eure Schmiede in Werten wie ‚Handeln‘ und ‚Erforschen‘ Erfahrungen sammeln, um ihre Ergebnisse zu verbessern. Habt ihr eine Ladung Waffen fertiggestellt, schickt ihr einen Schmied, am besten den mit dem höchsten Skill in Handeln, in die Stadt, um die Waren zu verkaufen. Macht er seine Sache gut, erhaltet ihr gute Angebote, ist er nicht so begabt, bekommt ihr immer noch Geld, aber nicht so viel wie mit einem geskillten Händler. Je öfter ihr einen Schmied zum Handeln (oder Erforschen) schickt, desto besser wird er darin. Hier kommt auch wieder das Nachfrage-System ins Spiel. Habt ihr eine Waffe auf einen bestimmten Helden zugeschnitten, wird er das beste Angebot für die jeweilige Waffe abgeben. Manchmal kann es aber auch vorkommen, dass mehrere Kunden für eine Waffe bieten, dann ist es sinnvoll, sich anzusehen, wie nützlich die Waffe für die jeweiligen Bieter wäre: Unten in der Verkaufsanzeige wird angezeigt, wie viele Level die Waffe den einzelnen Helden aufsteigen ließe, sollten sie sie benutzen. Je mehr Level, umso besser für euch: Ihr erhaltet eine bessere Reputation und mit steigender Reputation mehr Geld für eure Waren. Außerdem benötigt ihr eine gewisse Anzahl an Kunden auf maximalem Level, um eure Schmiede ausbauen und euch vergrößern zu können.

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© Daylight Studios

Während ein Schmied (oder mehrere, manchmal lohnt es sich, mehrere Warenladungen gleichzeitig loszuschicken. Jeder Schmied kann aber nur 4 Waffen auf einmal verkaufen) mit den Kunden verhandelt, könnt ihr einen (oder mehrere) Schmied losschicken, um Welten zu erforschen und Materialen heran zu schaffen. Diese sind zwar zufällig generiert, es ermöglicht es euch aber, wertvolle Verzauberungen zu finden, die beim Schmieden zusätzlich einen Schmied boosten können. Außerdem findet ihr Waffenteile, mit denen ihr neue Waffen erforschen könnt. Ihr könnt euch die notwendigen Materialien aber auch in den einzelnen Welten gegen Geld kaufen. Aber seid vorsichtig mit euren Ausgaben, denn ihr müsst eure Schmiede auch monatlich bezahlen können – und das kann teuer werden, je nachdem wie erfahren sie sind. Außerdem verlangt Agent 46 auch immer wieder Zahlungen von euch, die ganz schön schmerzhaft sein können, denn sie werden euch abgebucht, sobald ihr sie auf dem Konto habt. Das kann euch unter Umständen auch auf einen Kontostand von 0 Dollar zurückkatapultieren. Schafft ihr es einmal nicht, eure Schmiede zu bezahlen, ist das nicht schlimm. Ihr erhaltet dann eine Sonderzahlung, die euch aus der Patsche hilft – allerdings nur 3 Mal in einem Spiel.

Quests

Um weiterhin Geld zu machen, ist es auch möglich, Quests zu absolvieren. Neben den Hauptquests, die euch durch das Spiel führen sollen und früher oder später sowieso erfüllt werden, gibt es auch Nebenquests. Diese werden nicht automatisch angezeigt, sondern unten unter dem Schreibfeder-Symbol aufgelistet. Es handelt sich dabei um Schmiedeaufträge, die bestimmte Waffen mit bestimmten Werten beinhalten. Diese müssen bei Annahme innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums geschmiedet werden und gerade ab Midgame werden diese Zeitaufträge beinahe unmöglich zu absolvieren. Ich habe nach meiner ersten Schmiedeverbesserung keinen Auftrag mehr geschafft.

Von Zeit zu Zeit kommen aber auch Helden direkt in eure Schmiede und verlangen nach einer bestimmten Waffe. Diese Aufträge sind ebenfalls zeitlich begrenzt, dafür aber in der Regel schaffbar und zumeist sehr gut bezahlt. Ein Icon des zu bedienenden Kunden erscheint am linken Bildschirmrand und wenn ihr darüberfahrt seht ihr, welche Präferenzen der Held bei seiner Waffe hat. Diese kann aber vom tatsächlichen Auftrag abweichen, haltet euch zuallererst immer an den Auftrag, den er euch gibt und dann an seine Präferenzen, so seid ihr immer auf der sicheren Seite.

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© Daylight Studios

Manchmal kommen auch spezielle Kunden zu euch. Diese speziellen Aufträge sind nicht zeitlich begrenzt – Sie sind offen, solange ihr die gewünschte Waffe nicht abgeliefert habt. Gegen Geld und eine riesen Portion gute Reputation schmiedet ihr hier spezielle Waffen, die einzig und allein auf den Spezial-Kunden zugeschnitten sind. Das Schöne sind die altbekannten Gesichter aus der Popkultur, die hierbei verwendet werden. So kommt euch zum Beispiel einmal Cloud Strife aus Final Fantasy 7 besuchen und verlangt von euch, sein berühmtes 160 Pfund schweres Zweihandschwert geschmiedet zu bekommen. Nach selben Prinzip funktionieren übrigens auch eure Schmiede: Ihr könnt beispielsweise  Kenny von South Park, Tomb Raider oder Hulk Hogan in eurer Schmiede anstellen, was immer gut für einen Lacher ist.

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© Daylight Studios

Wertung

Der Suchtfaktor ist real! Was zunächst etwas kompliziert wirkt, entpuppt sich als gut durchdachte, progressive Wirtschaftssimulation, die sich durch das „Realtime-Erlebnis“ und die Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu erhöhen, richtig zackig anfühlt. Es macht unfassbar viel Spaß, die richtigen Waffen mit den richtigen Werten zum richtigen Preis zu verkaufen, dabei seine Schmiede koordinieren zu müssen. Die haben nicht nur ganz schön viel zu tun und unterschiedlich Aufgaben am Hals – sie benötigen von Zeit zu Zeit auch mal Urlaub, weshalb man seine Zeit und die der Schmiedeangestellten immer gut einteilen und ihre Energieleisten gut im Blick haben muss. Man fühlt sich bald wie das größte Koordinationstalent, als multitaskingfähige/r Geschäftsmann/frau, die routiniert weiß, was wann wo und mit wem zu tun ist. Obwohl ich mich mehr als einmal dabei erwischt habe, bis in die tiefste Nacht meine Schmiede zu koordinieren, muss ich gerade in Hinblick auf das Lategame sagen, dass irgendwann nicht mehr allzu viel Fortschritt da ist. Hat man mal einen gewissen Standard, ein gewisses Einkommen, eine gewisse Anzahl an perfekt ausgebildeten Schmieden erreicht, verliert das Spiel seinen Drive. Obwohl es das Ende noch zu erreichen gibt, sind die Schmiedeaufträge keine Herausforderungen mehr und das Gameplay wird eintönig und irgendwann sinnfrei. Bis dahin hatte ich allerdings bereits einen Heidenspaß mit Patata’s Schmiede und all den tollen, bekannten Gesichtern, die jetzt für mich arbeiten.

Wertung: 88%

METACRITIC: 69%

+ lustiges Gameplay mit Suchtfaktor
+ anspruchsvolle Multitasking-Koordination
+ Wiedersehen mit Figuren aus der Popkultur
+ Gefühl des Fortschritts (außer im Lategame)
+ Eastereggs


– gegen Ende hin eintönig und wenig herausfordernd
– unübersichtliche Koordination der einzelnen Schmiede
– unschaffbare Nebenaufgaben

Hier geht’s zum Spiel…

2 replies »

  1. Liest sich spannend. Eine wirklich nette Idee, mal aus der anderen Sicht ein Spiel anzugehen. Dass die „Protagonisten“ durch Kartoffeln dargestellt werden, macht es umso lustiger. Bei einem Preis von 14,99 Euro, kann man eh nicht viel falsch machen. Sobald ich mal etwas Zeit habe, werde ich es mir definitiv holen und ausprobieren. Seit mich dieses Wochenende Stardew Valley gefangen hat, bin ich eh davon überzeugt, dass es auch im Low Budget-Bereich die ein oder andere Perle zu entdecken gibt.

    Gefällt 1 Person

    • Hey Kartodis!
      Ich fühle mich wirklich sehr geehrt, dass du mich so früh am Morgen besuchst! 🙂
      Ich kann das Spiel wirklich empfehlen, es ist ein kurzweiliger Zeitvertreib und für 14,99 Euro auch nicht zu teuer. Ich wüsste gerne, wie dir das Spiel gefällt, wenn du es mal ausprobiert hast!
      Mein Herz schlägt definitiv für Indie-Spiele. Sie vertreiben mir die Zeit des Wartens auf die nächsten großen Blockbuster und machen mir dabei meistens noch viel länger Spaß als die AAA-Giganten. Wären denn noch mehr Indie-Reviews gewünscht?
      Alles Liebe!
      Goldfuchs

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